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Vincent Kück: Formen des Verschwindens

Vincent Kück: Formen des Verschwindens

Ort: EMDE GALLERY - Mainz

Vincent Kück: Formen des Verschwindens

 

Die Emde Gallery freut sich sehr, in der ersten Einzelausstellung des in Bremen lebenden Künstlers Vincent Kück mit dem Titel „Formen des Verschwindens“ eine Auswahl seiner neuesten Arbeiten zu präsentieren.

Der Titel der Ausstellung suggeriert in seiner poetischen Mehrdeutigkeit einerseits die inhaltliche Auseinandersetzung des Künstlers mit der Frage nach dem veränderten Status des Subjekts in einer zunehmend von digitalen Medien durchdrungenen Welt. Andererseits spielt der Titel auf die maltechnische Ebene an, auf die vielen unterschiedlichen, übereinander gelagerten Schichten in den Bildern, bei denen Flächen immer wieder übermalt und teilweise zum Verschwinden gebracht werden.
Vincent Kück bedient sich dabei einer ganz und gar abstrakten Formensprache, das heißt, seine Gemälde sind frei von allem Gegenständlichen und Narrativen. Während einige seiner Arbeiten stärker von Linien und geometrischen Flächen geprägt sind, arbeitet er in anderen seine Flächen freier aus, setzt organische neben geometrische oder camouflageartige Formen, legt neue Farbschichten über ältere, fügt hinzu und nimmt wieder weg. Schicht um Schicht entstehen so abstrakte Kompositionen, die trotz ihrer Flächigkeit wieder von einem Tiefenraum geprägt sind und damit der glatten Oberfläche der digitalen Technologie diametral entgegenstehen.

In der Regel beginnt der Künstler damit, unter Verwendung von Tape und Sprühfarbe ein gleichmäßiges Raster über die Bildoberfläche zu legen. Es bildet die Basis für die nächsten Schichten, an denen er so lange arbeitet, bis alle Farben und Formen richtig ausbalanciert sind und die gewünschte Komplexität erreicht haben. Die Farbpalette seiner Bilder ist durch die Verwendung von Sprühlack limitiert und dient, ähnlich wie das geometrische Kalkül dazu dient, den eigenen malerischen Duktus zu glätten, der Vermeidung von Autorschaft.

In einigen Arbeiten, wie in „NOsUy“, eines seiner Hauptwerke in der Ausstellung, werden unterschiedliche Raster – Gitter, Streifen oder Wabenmuster – in mehreren Farbschichten miteinander kombiniert. Sie lassen nicht nur die minutiöse Arbeitsweise und das Prozesshafte seiner oft über Tage und Wochen hinweg gemalten Malereien erkennen, sondern zeugen auch vom farblichen Feingefühl des Künstlers. Das Bild ist in Orange-, Rosa-, Rot-, Grün-, Gelb- und Violetttönen gesprüht. Zum Teil wird die Farbe mehr dezent und gedeckt eingesetzt, zum Teil werden auch knallige Farbtöne und Kontrastwirkungen verwendet.
Durch den Einsatz von Latex kommt es zu einem partiellen Abplatzen der Farbe. Die betroffenen Stellen wirken wie erodiert oder verwittert. Sie lassen abblätternde Hausfassaden oder Plakatabrisse, in denen sich neue Motive und Formen über ältere legen, assoziieren. In seiner kompositorischen Komplexität erinnert das von Linien durchzogene Bild insgesamt auch an Schalt-, Stadt- oder U-Bahnpläne. Auch Mindmaps kommen einem in den Sinn.
Das stellenweise Abblättern der Farbe, aber auch unregelmäßig ausgefranste Spuren, die ein abgezogener Klebestreifen auf der Bildoberfläche hinterlässt, verweigern sich der Kontrolle und erscheinen als freie, vermeintlich ungeplante Gegensätze zum restlichen technisch-konstruierten Gemälde. Indem das Bild großflächig ausgearbeitet ist und gleichzeitig fragmentarisch aufleuchtende Details aufweist entsteht ein spannungsgeladenes Nebeneinander von Farben und Formen. Dabei wird die Materialität des Werks betont: Der Betrachter/die Betrachterin wird einerseits zur Detailbetrachtung aus der Nähe angeregt, um aber das Bild als Ganzes auf sich wirken zu lassen muss er/sie andererseits weiter zurücktreten.

Vincent Kücks Malerei ist eine immersiv anmutende Malerei der Gegensätze: Zufall gegen Konstruktion, Chaos gegen Struktur – wobei die Konstruktion und die Struktur jeweils überwiegt –, Nähe gegen Ferne, fließende gegen geometrische Formen, diffuse gegen sauber geklebte Spraypartien, gedeckte gegen knallige Farbtöne, Wegnehmen gegen Hinzufügen – Stilmittel und Techniken, die sich in unterschiedlicher Ausprägung auch in den anderen Bildern wiederfinden lassen. Die Vielschichtigkeit in der Übereinanderlagerung der Farbschichten verleiht seinem Werk eine deutlich erkennbare Handschrift, dennoch weist jede Arbeit ihren ganz eigenen Charakter auf.

Das mittelformatigen Gemälde „N1KV2“ etwa zeigt einen türkisfarbenen Grund, auf dem ein strenges, dunkelrotes Raster steht, das wiederum von einem geschwungenen Liniengeflecht in einem leuchtenden Rot überlagert wird. Es legt sich wie ein Tarnnetz über das strenge Gitter dahinter. Farb- und Formkontraste erzeugen einen offenen Bildraum, der sich jeder erzählerischen Eindeutigkeit entzieht, und darüber hinaus ein fortwährendes Vexieren zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Ruhe und Bewegung bewirkt. Ein gutes Beispiel hierfür sind auch die von camouflageartig gesetzten Farbflächen dominierten Bilder, bei denen noch so manch unterliegende Schicht durchdringt, oder das in Schwarz- und Weißtönen gehaltene Bild „mzhYm“. Es zeigt zwei unterschiedliche, sich unregelmäßig überlagernde, geometrische Raster, was einen räumlichen oder gar plastischen Effekt hervorbringt und den Flimmereffekt, den schon eines dieser Raster erzeugen würde, potenziert. Vincent Kück spielt hier mit der Reizüberflutung des Auges und mit der optischen Täuschung und schafft eine Art Räumlichkeit auf einer zweidimensionalen Fläche.

Die kleinformatigen Arbeiten, von denen eine größere Auswahl in der Ausstellung zu sehen sind, geben einen anderen Blick auf sein Werk frei. Sie zeigen Farbkompositionen und geometrische, gitter- oder netzartige Strukturen und haben unterschiedliche Funktionen, dienen als Skizzen, Vorstudien und zur Orientierung für größere Gemälde und stellen dennoch autonome Werke dar.

Insgesamt erinnert die geometrische Struktur des Rasters in Vincent Kücks Malerei an Pixelstrukturen digitaler Oberflächen. Entscheidend aber ist, dass seine Bilder oder einzelne Fragmente nicht am Computer erzeugt, sondern vom Künstler auf der Leinwand komponiert werden. Vincent Kück arbeitet mit einer sehr zeitgenössischen Ästhetik, die ohne den Einfluss digitaler Medien nicht denkbar wäre. Und auch inhaltlich verleiht er der komplexen und vielschichtig vernetzten, von digitalen Strukturen durchzogenen Welt Ausdruck. Jedoch geht die unmittelbarste und stärkste Wirkung der Gemälde von ihrer materiellen Beschaffenheit aus. Je nach Stärke der einzelnen Farbschichten und der Anzahl, in der sie übereinander liegen, bildet die Oberfläche der Gemälde ein flaches Relief aus, das nur aus einer Betrachtung aus nächster Nähe bzw. aus einer seitlichen Betrachterposition heraus zu erkennen ist. Der Einsatz von dicken Rahmen – wobei sich die Malerei über die Ränder hinaus fortsetzt – führt darüber hinaus zu einer objekthaften Anmutung der Leinwände. Vincent Kücks Bilder sprechen die Sinne an und schaffen damit einen Ausgleich zur glatten, digitalen Welt unseres Alltags.

Vincent Kück lebt und arbeitet in Bremen. Sein Studium der Freien Kunst an der HfK Bremen schloss er 2019 mit dem Diplom und 2021 als Meisterschüler von Katrin von Maltzahn ab.

Interview zwischen Vincent Kück und Lea Schäfer (Künstlerin und Kuratorin am Museum Reinhard Ernst, Wiesbaden)

Lea Schäfer: „Formen des Verschwindens“ lautet der poetische Titel deiner ersten Einzelausstellung in der Emde Gallery. Welche Dimensionen deiner künstlerischen Arbeit umfasst du mit diesem Titel?

Vincent Kück: Für mich verkörpert der Titel „Formen des Verschwindens“ mehrere Ebenen. Zuerst einmal auf maltechnischer Ebene: Durch die Verwendung von Klebeband und Latex verdecke ich Flächen auf dem Bild, die ich nach einer Malschicht wieder ablösen kann. So werden Flächen teilweise wieder aus unteren Schichten hervorgeholt oder einfach übermalt. In der Kombination mit Sprühfarbe erlaubt mir diese Technik die eigene Handschrift, den malerischen Duktus, die Zeichnung, also alle meine persönlichen Eigenheiten, die es erkennen lassen, dass ich etwas gemacht habe, zu glätten.
Und weiter bedeutet das Verschwinden für mich das Auflösen von einer bestimmten Perspektive. Die Komposition spielt mit unseren Sehgewohnheiten und liefert eine Ahnung von Räumlichkeit. Ich versuche mit den Mitteln der Malerei Vexierbilder zu finden: So etwas wie das Vexierbild, in dem man ein Profil eines Gesichts oder eine Vase sehen kann. Man kann nur eine Sache zur gleichen Zeit sehen, es springt immer hin- und her zwischen Vorder- und Hintergrund. Dieses bringt einen Wechsel hervor, in dem der Blick mal in den Raum hinein geht oder auf eine geschlossene Form trifft und abgewiesen wird.

LS: Das heißt, dass man sich als Betrachter*in im Bild nicht verorten und mehrere Standpunkte einnehmen kann. Das Bild ist nicht mehr ein Fenster zur Welt, sondern hat ganz unterschiedliche Formen. Was bedeutet das Malen dabei für dich?

VK: Ich gehe von einer Ich-Perspektive aus, stelle mir dieses Ich vor wie eine Membran zwischen einem Inneren und Äußeren. Sowohl der Blick nach innen als auch nach außen ist ein Blick, der sich mir entzieht, bzw. das, was ich anschaue, entzieht sich mir. Das heißt, in mir drin ist so etwas wie ein Unterbewusstsein, auf das ich nicht zugreifen kann, außerhalb von mir ist die Welt, auf die ich nicht zugreifen kann. Ich kann bestimmte Dinge adressieren, sie sind aber stets von mir getrennt.
Für mich ist Malerei eine Möglichkeit, diese Konstellationen zu untersuchen und ein Stück weit aufzulösen. Innerhalb von einer ästhetischen Wahrnehmung tritt man aus einem alltäglichen Denken heraus, ist in der Lage Rationalität abzulegen und vielleicht so etwas wie Zeitlosigkeit zu empfinden. Etwas pathetisch ausgedrückt: Man empfindet Verbundenheit mit allem. Das muss aber immer in einem gesicherten und geschützten Rahmen passieren.

LS: Wann findet ästhetische Wahrnehmung statt? Stellt sich ein solcher Zustand bei dir ein, wenn du in deinem geschützten Ort im Atelier arbeitest?

VK: Ich glaube, dass ästhetische Wahrnehmung immer und überall stattfindet. Man empfängt immer Reize. Von der Außenwelt allerdings überwiegt das alltägliche, rationale Denken, in dem man Dinge ein- und ausgrenzt und sprachliche Logik und Begriffe verwendet. In einem geschützten Rahmen kann man in eine Ich-Vergessenheit geraten. Das kann auch im Alltag gelingen. Es ist nicht unbedingt an die Arbeit im Atelier geknüpft. Es ist unabhängig vom Medium, denn es muss nicht unbedingt visuell passieren. Es kann über andere Sinneskanäle stattfinden und hat in meinem Empfinden etwas mit der Verschmelzung der Sinne zu tun. Im Zustand der Versunkenheit werden Formen manchmal mit gewissen Geräuschen, Geschmäckern usw. assoziiert. Im Idealfall bündeln sich alle Sinne zu einem einzigen Sinn.

LS: Werden alle deine Sinne im Atelier angesprochen? Wie sieht dein geschützter Raum aus, wo das passiert?

VK: In der Musik gibt es beispielsweise Rhythmen, die einen dazu veranlassen wegzuträumen. Reize von außen, die diese Struktur unterbrechen könnten, wären hinderlich. Ich höre sehr oft Musik. Das Taktile, das Wiederholen von Handbewegungen, das Berühren der Leinwand oder der Materialien und Werkzeuge, ist mir sehr wichtig. Malerei ist für mich bei Weitem kein Medium, was nur über das Visuelle funktioniert.

LS: Das Material spielt also eine große Rolle in deinem Prozess. Das erzählen deine Arbeiten mit ihren bemalten Rändern. Wie sieht der Prozess aus? Wie beginnst du und was muss bereitet sein, damit du anfangen kannst?

VK: Ich fange mit einer Grundierung aus schwarzer Acrylfarbe an. Weiß grundierte Leinwände wären mir zu voll und zu hermetisch. Schwarze Farbe ist für mich ein totales Reset, ein Nullpunkt. Der zweite Schritt ist ein gleichmäßiges Raster mit Tape über die Leinwand zu legen und es mit Sprühfarbe zu malen. Basierend auf diesem Raster werden die nächsten Schichten angelegt. Es ist ein langsames Herantasten an eine diffuse Vorstellung von Komposition, die ich vielmehr wie aus einem Nebel heraustasten muss. Für mich fühlt es sich so an, als könnte ich die eigenen Augen benutzen, als wären sie taktile Werkzeuge, als wären sie Hände.

LS: In deiner Malerei tritt das Raster als Motiv und Ausgangspunkt immer wieder auf. Woher kommt das Raster?

VK: Es kommt durch eine Überforderung mit malerischen Gesten. In der Vergangenheit hat sich bei mir ein verkrampfter Zustand eingestellt, sodass ich mit Pinsel oder Stift weder Leinwand noch Papier bemalen konnte. Das Raster ist für mich ein Ausgangspunkt für eine Bildstruktur, auf die ich mich erstmal stützen kann. Bei komplexeren Arbeiten löse ich sie Stück für Stück mit den Schichten auf, um das penible Arbeiten abzulegen und freie und zufällige Dinge zuzulassen.

LS: In deinem Werk gibt es drei größere Werkgruppen: Es gibt die größeren komplexen Arbeiten, die du gerade schon angesprochen hast, in denen unglaublich viele Schichten übereinander liegen, die sich dadurch von einer klaren Struktur befreien und eine neue Perspektive aufmachen. In den eher kleineren Arbeiten ist das Muster oder Raster bildgebend. Diese kann man unterteilen in grafischere Arbeiten, mit klaren Flächen und Formen und in diejenigen, in denen die Geste im Prozess die Überhand gewinnt. Wo kommen die drei Gruppen her? Haben sich alle Arbeiten, die man in der Ausstellung sehen kann, aus der Beschäftigung mit dem Raster als verschiedene Spielarten entwickelt?

VK: Es kommt alles vom Raster. Die kleineren Arbeiten sind fast wie ein Index für unterschiedliche Strukturen, Farbigkeiten und Formen. Von ihnen ausgehend entstehen Querverweise für größere Arbeiten, in denen in mehreren Schichten unterschiedliche Raster kombiniert werden, miteinander verschmelzen, sich überlagern oder verdecken. Das kann man sich wie unterschiedliche Stufen eines Malprozesses vorstellen, in dem der Ausgangpunkt immer das Raster ist und in einzelnen Stufen weitere Schichten realisiert werden. Arbeiten können daher zu mehreren Zeitpunkten fertig sein. Mein Wunsch ist es, einerseits Arbeiten, die sehr wenige unterschiedliche Parameter haben mit Arbeiten, die sehr dicht an Details sind, gegenüberzustellen.

LS: Jetzt haben wir deine Werkgruppen etwas genauer betrachtet. Über eine Besonderheit haben wir noch nicht gesprochen. Es gibt darunter auch Arbeiten, die auf einem transparenten Bildträger, wie Plexiglas oder Folien, entstanden sind. Das ist ganz interessant, weil du dadurch die Möglichkeit hast, auf Vorder- und Rückseite der Untergründe zu malen. Wie kamst du zu dem Schritt und welche Potenziale birgt es für dich?

VK: Es geht mir dabei um die Reflexion digitaler Bilder: Sie schirmen sich hinter dem Glas des Displays ab und sind von einer Materiallosigkeit geprägt. Alles was man berührt ist eigentlich das eigene Fett der Finger, das sich über die Scheibe verteilt. Für mich war die Wahl des transparenten Bildträgers eine Möglichkeit mit Sprühfarbe, Lackfarbe oder Acrylmarkern Bilder, die in einer assoziativen Nähe zu digitalen Bildern stehen, eine Materialität zu geben. Zum Teil bespiele ich Vorder- und Rückseite, sodass es dort Wechselwirkungen zwischen einem Vorder- und einem Hintergrund gibt.

LS: Machen diese Auseinandersetzung und Reflexion von Bildern und Materialitäten von digitalen Bildern deine Malerei zeitgenössisch? Ist das die große Qualität deiner Arbeit, gegenwärtige Phänomene wie Bildschirme und digitale Welten zu thematisieren bzw. kommentieren?

VK: Ich glaube gerade diese Nähe von einem Raster zu Pixeln eines Bildschirms bringt diese Bilder unabhängig davon, ob sie auf Leinwand oder einem transparenten Bildträgern sind, in die Nähe von digitalen Bildern. Auch das Auflösen der Handschrift kann an diese cleanen, scharfkantigen Bilder von Displays erinnern, ebenso wie die Orientierung an horizontalen oder vertikalen Linien. Auch Displays sind aufgeteilt in unterschiedliche Bilder oder Ebenen, die aber in sich nicht total flach übereinander liegen.

LS: Welche Rolle spielt die Farbe im Sinne der Farbtöne?

VK: Das ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage, weil Farbe für mich etwas Selbstreferenzielles ist. Farben bedeuten nichts, sondern stehen für sich selbst. Farbe ist ein Phänomen, das ich unglaublich schwer greifen kann und das sich außerhalb von sprachlicher Bezeichnung bewegt.

LS: Mit Sprühlack ist man in der Wahl der Farbtöne limitiert. Es ist eine Farbe, deren Eigenschaften man nicht selbst bestimmen oder kontrollieren kann: Du kannst weder die Konsistenz verändern, noch kannst du auf den Farbton einwirken. Das klingt sehr weit von klassischer Malerei entfernt. Den Versuchsaufbau Farbe auf weißer Leinwand drehst du um, wenn du aus einem schwarzen Grund heraus arbeitest. Dein Materialumgang wirkt dadurch eher unkonventionell.

VK: Es schließt an den Gedanken von einer Auflösung der eigenen Präferenzen an. Dadurch, dass ich, wie du schon gesagt hast, eine limitierte Farbpalette benutze, die schon vorher in der Fabrik durch irgendwen festgelegt wurde, gebe ich wiederum etwas ab, dass nicht ich bestimme, sondern dass von außen kommt. Ich bin derjenige, der Dinge arrangiert.

LS: Zeitgenössischer Malerei wirft man gerne Selbstverliebtheit vor, sie kreise sich nur um sich selbst und sei abgekoppelt von den gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen der Gegenwart. Was macht Malerei für dich heute interessant? Ist sie in der Lage die Gegenwart zu kommentieren und Aussagen zu treffen?

VK: Ich bin auch auf Kritik gestoßen, die Malerei sei sinngemäß schon tot. Ich finde aber gerade dadurch, dass wir in den letzten zehn Jahren immer mehr digitale Geräte in unseren Alltag integrieren und davon abhängig sind, dass das Medium Bild immer präsenter wird. In der Wechselwirkung mit Malerei finde ich, dass sie dadurch ein zeitgenössisches Medium bleibt. Zu untersuchen, inwiefern es im Besonderen mit abstrakter Malerei möglich ist, politisch zu sein, finde ich auch eine sehr spannende, aber auch unheimlich schwer zu beantwortende Frage. Ich kann nur für mich selbst sprechen, dass ich eigentlich gar nicht das Bedürfnis habe, eine politische Aussage zu treffen und möchte eigentlich, auch wenn es vielleicht ein wenig an die Selbstverliebtheit der Malerei anknüpft, dass ich mit der Malerei zurücktrete und eigentlich gar nichts sage. Das Medium Bild, das sich jetzt so stark verändert hat, möchte ich mehr davon lösen, einen bestimmten Zweck einer Abbildung oder Aussage leisten zu müssen.

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