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Florian Witt - Grüße aus dem Logbuch

Florian Witt - Grüße aus dem Logbuch

Ort: EMDE GALLERY - Mainz

Florian Witt: Grüße aus dem Logbuch

 

Die Emde Gallery freut sich sehr, Florian Witts erste Einzelausstellung "Grüße aus dem Logbuch" zu präsentieren.
Florian Witts künstlerisches Werk umfasst Zeichnung, Malerei und Skulptur, deren Grenzbereiche er auslotet. In seiner Einzelausstellung in der Emde Gallery zeigt der Künstler klein- und mittelformatige Malereien und Zeichnungen auf Papier und Leinwand, sowie skulpturale Objekte aus Holz. Alle Arbeiten stehen gleichberechtigt nebeneinander und ergänzen sich, so, wie sie in der Galerie an der Wand hängen und im Raum verteilt sind, zu einem Bild.


Florian Witt hat an der AdBK Nürnberg bei Thomas Hartmann und an der HFK Bremen bei Stephan Baumkötter und Kathrin von Maltzahn Freie Kunst studiert und 2021 seine Diplomprüfung abgelegt. Er ist Meisterschüler von Thomas Hartmann.

 

Digitale Welten, dienen dem Künstler seit jeher als Inspirationsquelle für einen Teil seines künstlerischen Schaffens. „Eindrücke der Welt der Computerspiele“, so der Künstler, „von ihren Anfängen bis heute prägen den Breakdance aus Farbwelten, Kompositionswegen und Abstraktionsräumen, der in den Ruhephasen zwischen dem aktiven Arbeiten an Bildern vor meinem inneren Auge tanzt. Aus ihm kommen viele meiner Ideen.“
In den letzten Jahren hat Florian Witt eine künstlerische Position entwickelt, die sich insbesondere mit der Schnittstelle zwischen der digitalen und der analogen Welt auseinandersetzt. Dabei hat er zu einer ganz eigenen, unverwechselbaren, von immer wiederkehrenden (geometrischen und figürlichen) Formen und Zeichen geprägten Bildsprache gefunden, die sich im Spannungsfeld von gezeichneter Malerei und gemalter Zeichnung bewegt.
Bei seinen kleinformatigen Arbeiten auf Papier handelt es sich meist um auf monochrome Farbflächen mit Lackmarker gesetzte oder in nasser Farbe geritzte Linien, angesiedelt zwischen spontaner Eingebung und geplanter Setzung, Abstraktem und figurativen Andeutungen. Immer wieder tauchen Tastaturen und Hände, Schornsteine und Kugeln in seinen Bildern auf. Teils filigrane, teils klotzige Figuren und Objekte erinnern an technische Geräte oder industrielle Gebilde. Sie wirken skizzenhaft, sind (scheinbar) schnell dahin gemalt und betonen die Zweidimensionalität des Bildraums, in Analogie zur Flachheit digitaler Welten.
Seine im größeren Format präsentierten Gemälde dagegen, sind vermehrt in erkennbar vielen Schritten gearbeitet, zeichnen sich durch eine Vielzahl an Materialien – wie zum Beispiel Acryl und Sprühfarbe – sowie einander überlagernde Farbschichten mit eingeritzten Linien aus, die den Arbeiten eine haptische Oberfläche verleihen. In einigen Arbeiten sind Papierblätter collageartig in die Komposition mit eingearbeitet, wie etwa in dem Gemälde „Schichtplan 2“. In anderen wiederum finden sich neben Filzstiftgekritzel aus ineinander verknäulten Linien auch comicartige Elemente.

Florian Witts bewusst rudimentäre und überaus subjektive Bildsprache ermöglicht es dem Künstler, Subtiles anzudeuten, das unter der Oberfläche seiner Bilder aufkommt. Seine in unterschiedlichen Abstraktionsgraden kreierten Bildwelten bleiben rätselhaft und entziehen sich einer klaren Lesart. An die Stelle von konkreten Aussagen treten Anspielungen (oder Leerstellen), die dem Betrachter/der Betrachterin einen weiten Assoziationsraum eröffnen, der einerseits spekulativ und andererseits sehr subtil kalkuliert ist. Genau diese Verbindung von Evokation und Kontrolle macht den besonderen Reiz seiner Arbeiten aus und regt zum genauen Schauen an.

Bilder sind für Florian Witt ein vorsprachliches Ausdrucksmittel und kommen – vom Titel und von wenigen Ausnahmen abgesehen – ohne Worte aus. Sie sind ein unmittelbareres und ursprünglicheres Ausdrucksmittel als die Sprache. „Die Linie“, äußert sich der Künstler in diesem Zusammenhang, „ist Ausdruck eines tieferen Bereichs des Denkens. Ohne mit Sprache reflektiert worden zu sein, bedient die zeichnende Hand sich an dem Fundus all der Dinge, die durch die Augen als visuelle Rohstoffe in den Kopf geflossen sind.“ Viele seiner Arbeiten erinnern an Kinderzeichnungen. Es geht ihm aber nicht darum, wie ein Kind zu zeichnen oder zu malen, sondern darum, Ist-Zustände, die sich aus dem digitalen Bilderpool, seinen eigenen Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen speisen, festzuhalten, auf die Leinwand, das Papier zu bringen und damit be-greifbar zu machen. Dieses mit den Händen greifbar machen ist ein zentraler Aspekt seiner Arbeiten. In Anlehnung an Aristoteles bezeichnet Florian Witt Hände als Werkzeug, „mit dem Inneres zu Äußerem wird“. Nicht von ungefähr tauchen in seinen Arbeiten immer wieder Hände auf, oft in Verbindung mit Tastaturen. Und schließlich hat auch das Wort „digital“ hier bekanntlich seinen Ursprung – es rührt vom lateinischen Wort für Finger („digitus“) her.

Florian Witts Bilder sind keine Abstraktionen von Motiven aus der Wirklichkeit, auch wenn Bezüge zu etwas Realem zugrunde liegen und mehr oder weniger sichtbar sind. Seine Bilder stellen also keine Wiederholungen, sondern Erfindungen dar. Auch handelt es sich nicht um Rückübersetzungen digitaler Strukturen oder Formelemente in analoge traditionelle Bilder. Vielmehr handelt es sich um eigenständige Formen mit mehr oder weniger expliziten Bezügen zur digitalen und analogen Welt.

Mindestens 3 braucht der Hocker, damit man drauf sitzen kann – Interview zwischen Florian Witt und Ronia Adl Tabatabai (Künstlerin)

Ronia Adl Tabatabai: Wenn du mit einer Arbeit beginnst, hast du das Gefühl zu viel oder zu wenig zu haben aus dem du schöpfen kannst, also siehst du eher die leere Leinwand oder die Vielfalt an Möglichkeiten?

Florian Witt: Ich habe im Arsenal auf jeden Fall riesige Schleppnetze und könnte ordentlich die Meere leer fischen. Aber ich muss häufig eher mit einem Kescher arbeiten.
Wenn ich so produzieren könnte, wie ich gerne produzieren würde, dann wäre mein Lager in einem Jahr oder sogar in einem Monat voll.
Natürlich ist dann auch die immerwährende Gefahr der Beliebigkeit da.
Darum ist es mir auch wichtig auszusortieren. Wenn man nichts hat, was man aussortieren kann, macht man was falsch.
Beliebig ist etwas nur, wenn man eben nicht aussortiert. Darum ist eine gewisse Menge notwendig.
Wenn es um Arbeiten geht, glaube ich, dass man sowieso nie, egal wie explizit man sein will, den Kern sagen, sondern ihn nur umschreiben kann. Darum nutze ich gern Metaphern.
Denn warum sollte ich nur eine Sache sagen, wenn ich mit einer Metapher so wahnsinnig viel sagen kann und auch alles meine. Sie sind die eigentlich viel nützlicheren Aussagen.
Ich kann auf jeden Fall schon vorwegsagen, ich habe mir vorgenommen weniger explizit über die Arbeiten zu sprechen.
Denn eigentlich finde ich es gut, wenn ein Text dich rumschubst, dir manchmal Punkte gibt zum Festhalten und diese Punkte stellen sich dann aber nicht als Anker, fest, dar sondern als kleines Gimmick. Dann fliegst du mit diesem Gimmick rum und bist so – ja okay, jetzt hab ich das na gut, dann pack ich das halt in die Tasche.

RAT: In deinen Malereien und Zeichnungen versuchst du eine Art vorsprachliches Zeichensystem zu entwickeln. Oft meine ich Dinge erkennen zu können, die mir im Versuch der Zuordnung prompt durch die Finger gleiten. Hast du bestimmte Mittel, die das erzeugen sollen, bestimmte Regeln in deinem Prozess?

FW: Ich habe keine konkreten Mittel, mit denen ich darauf abziele, das zu erzeugen. Es ist eher eine Beobachtung, dass das passiert.
Wenn man irgendwo ankommt, will man wieder woanders hin.
Ein klar lesbares Bild zu machen, widerspricht mir total. Das ist so abgeschlossen, es gibt eine absolute Eindeutigkeit, es gibt keinen Interpretationsraum.
Ich habe am Anfang meines Studiums mal so einen Gedankenstrang gehabt, dass ich dachte, Wissen ist wie einzelne Punkte im Nichts und dazwischen ist ein riesiger Raum, ein quasi endloser Raum, in welchem sich Brücken befinden. Das Bild hält sich seitdem ganz gut.
Ich will eigentlich nicht die Punkte malen, sondern die Dinge zwischen den konkreten Punkten beschreiben; einen Ort zum Schwimmen.

RAT: Meistens erinnern mich die Elemente deiner Bilder an technische oder digitale Zeichen und Formen. Bietet dieses technoide Bildrepertoire für dich einen besonderen Reiz?

FW: Ich habe, und das ist ein neuer Gedanke gewesen, festgestellt, dass diese Formen und Elemente in meinen Bildern, eigentlich in jeder Kultur auftauchen, also Schilder, Knöpfe, Armaturen, Interfaces, Geräte. Warum sehen Sie alle gleich aus?

RAT: Durch diesen technischen Umbruch der letzten Jahrzehnte hat das Benutzen dieser, eher in der Industrialisierung verorteten Zeichen oder dieser Anklänge von Zeichen fast schon etwas Archäologisches.

FW: Ja, auf jeden Fall. Wenn man ganz simpel die Grundformen, die einfachsten geometrischen Formen oder freie Formen benutzt, dann hangelt man sich selbst bei den hochkomplexen CNC-gefrästen Motorblöcken von simpler Form zu simpler Form weiter. Also, das sind alles Kombinationen aus Kreisen und Quadraten und Diagonalen. Der Komplexitätsgrad ist einfach höher.
Das ist vergleichbar mit den Bausteinen von Sprache.
Oder hättest du Lust, eine Sprache mit mir zu sprechen, wenn ich mir die ganze Zeit neue Worte überlegen würde? Neologismen eignen sich zwar als Würze, aber eigentlich geht es immer nur um die Kombination von Elementen, die wir alle kennen – und Timing.

RAT: Also sind diese Formen wie Ankerpunkte, vielleicht ein Stück weit wie diese Punkte, von denen du zuvor gesprochen hast, die nicht Brücken sind. Sondern diese Punkte, an denen Ich als Betrachterin mich festhalten kann.

FW: Ja. Diese Formen sind quasi wie ein Stück Boden was sich anbietet als – hier kannst du drauf stehen und mal gucken – und dann stellt man sich drauf und stellt fest – ah, geht eigentlich gar nicht – aber trotzdem kann man drauf stehen.
Aber auch das ist immer eine Frage der Perspektive.

RAT: Ein Element, das für mich etwas herausfällt aus deiner „Zeichensprache“, ist die Hand, die immer zuordenbar bleibt und sich auch als Hand behauptet. Ist sie so eine Art Alter Ego?

FW: Der Begriff Alter Ego ist ultra aufgeladen, es gibt tausende verschiedene Interpretationen. Deshalb kann ich, glaube ich sagen: ja und nein. Aber wo Hände sind, da waren oder sind Menschen. Und darum geht es. Ich glaube ganz simpel – diese Arbeiten existieren nur in einer Welt, in der auch Menschen existieren.

RAT: Du hast davon gesprochen, dass jedes Anfangen einer Art Eingriff ist, also nie ein tatsächlicher Anfang, sondern Stücke, Reste, Spuren auf deinen Bildern zu sehen sind.

FW: Das ist auch wieder eine Frage der Perspektive.
Man wird geboren, macht seinen Kram und tritt ab. Man wacht auf, macht seinen Kram und geht schlafen. Es gibt immer ein Davor und Danach, also entweder ist man irgendwie ein Haufen Atome oder gestern oder man ist dann Asche oder morgen...
Man muss einen Anfang und ein Ende definieren, also diese Klammern setzen. Das entscheidet dann über den Anfang, der immer ein Eingriff ist. Es gibt einfach nichts Neues.

RAT: Im ersten Moment wirken deine Bilder flach auf mich, fast digital. Beim zweiten Hinsehen kann man eine unheimliche Vielfalt an Materialien feststellen, an Schichten, die sich überlagern und durchbrochen werden. Viele der Materialien, die du nutzt, tauchen immer wieder auf. Welche Bedeutsamkeit hat das Material für deine Arbeit und hast du einen festen Baukasten?

FW: Nein, der Baukasten ist auf jeden Fall nicht fest. Da wandern immer wieder neue Sachen rein.
Es ist ein ständiges Auffüllen, es fallen auch immer wieder Sachen raus, vergleichbar mit einem Beutel, der ein Loch hat. Was da drin ist, ist aber aus gutem Grund drin.
Wenn man neues Material ausprobiert, ist die erste Arbeit eigentlich immer richtig nice, weil da so viel gleichzeitig passiert und man mit so einer einzigartigen Neugierde rangeht.
Selbst wenn es pampig ist, hat das eine ganz krasse Qualität. Danach geht die Quote erst wieder nach vielleicht 57 Arbeiten nach oben.
Ich glaube, nach den ersten 1-2 Arbeiten wird man richtig dumm und eitel, denkt – ah, jetzt mach ich das soundso – und dann probiert man sehr viel aus und vielleicht kommt es irgendwann, wenn man nicht mehr so richtig darüber nachdenken muss, zurück.

Ich würde sagen, alles Material lässt sich einordnen in Kategorien wie fest, flüssig, gasförmig und Licht, also Strahlung. Werkzeuge sind entweder schneidend oder reißend oder kneifend. Also, Physik ist wischiwaschi. Entsprechend ist dann auch alles ein Werkzeug. Ein Stock ist ein Pinsel mit nur einer Borste.
Das heißt, alles gründet sich letztlich darauf, einen Weg zu finden und dann eine Analogie herzustellen oder eine Brücke zu bauen oder eine Übersetzung zu tätigen, dann kann ich das Material in den Kasten aufnehmen. Wenn es mir völlig fremd ist und ich keine Ahnung habe, wie ich damit intuitiv arbeiten soll, es zu krasse Umwege gibt, dann ist es Trash.
Es braucht auf jeden Fall ein Spektrum an Möglichkeiten, Auswirkungen zu haben.
Ich weiß zum Beispiel in der Theorie, wie ich mit Stahl arbeiten kann, das ist überhaupt kein Problem. Aber dafür braucht man einfach kranke Power Tools, um in der Form, wie ich damit arbeiten wollen würde, das zu manipulieren.

RAT: Ist in deiner Arbeit auch eine Art Brutalität oder Aggression vorhanden, in reißenden, kratzenden Bearbeitungsformen?

FW: Sehr interessante Frage. Habe ich so noch nicht drüber nachgedacht. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, es geht im Verhalten mit Material schon darum auszutarieren, wieviel Einfluss man nimmt.
Wie stark will man beherrschen, wie stark lässt man sich beherrschen?
Material hat immer auch einen Geist. Und durch das Bearbeiten von Material, schreibt man dem auch immer seinen eigenen Geist ein.
Ich würde nicht sagen, dass es darum geht in einer bestimmten Form immer das zu machen, sondern sich dessen einfach bewusst zu sein.
Weil das immer passiert, selbst wenn man total zart mit irgendwas umgeht.
Es ist immer Einfluss und Verhandlung.

RAT: Also sind wir jetzt wieder beim Eingriff?

FW: Ja, aber auf andere Art und Weise. Vorher haben wir ja über den Eingriff geredet als den Punkt.
Und jetzt reden wir über die Art, also über den Zeitvertreib des Eingriffs. Eigentlich geht es um bewussten Zeitvertreib.
Wenn man so will, dann ist das auch wieder eine Frage der Perspektive, alles was man macht, ist Gewalt.
Jede Aktivität ist Eingriff. Darum will ich auch sagen, dass es eigentlich nicht hilfreich ist, etwas als brutal oder zart zu bezeichnen, weil das eine Form von Interpretation wäre.
Das hängt halt davon ab, was für eine eigene Geschichte man mitbringt.

RAT: Manche deiner Arbeiten erfordern eine lange Zeitspanne. Manche entwickelst du in wenigen Minuten. Was hat Zeit mit deinen Bildern zu tun? Machst du einen Unterschied zwischen Zeichnung und Malerei?

FW: Mir ist der Begriff von Echtheit wichtig. Gut Ding will Weile haben und gut Ding will Eile haben.
Das ist so eine klassische Frage – wie lange brauchst du für deine Arbeiten oder so?
Sachen brauchen einfach unterschiedliche Zeit. Wenn das in echt so ist, dann sollte das in der Arbeit auch so sein, wenn es in der Arbeit nicht so ist, dann ist die Arbeit nicht echt.
Den Unterschied zwischen Malerei und Zeichnung machen eigentlich nur die Anderen, für mich sind das alles Bilder. Eigentlich geht es nur darum, Anknüpfungspunkte zu bieten oder Anknüpfungspunkte zu finden.
Wenn man jetzt eine Analogie in Bezug auf Zeit ziehen will, dann ist eine Zeichnung eher wie eine Minute und eine Malerei eher wie ein Jahr oder ein Monat.
Je kleiner der Zeitraum, desto greifbarer scheint er und desto klarer sind auch die Klammern, in denen das stattfindet. Aber auch das ist wieder so eine Sache, weil du auch mega nah ranzoomen kannst und dann ist auch eine Minute total viel. Oder du kannst extrem weit weg sein und ein Monat ist wie ein Atemzug.
Spannend wird es aber beim Objekt. Da wird es nochmal ganz anders. Flachware ist eine Momentaufnahme und Bewegtbilder geben dir eine Zeit vor.
Wenn Objekte eine Mechanik haben, dann ist es, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, aber, das was der Malerei der Pinselstrich ist, ist dem Objekt die Bewegung.
In der Präsenz sind sie sich gleich, Malerei und Objekt.

RAT: Deine Arbeiten haben etwas Spielerisches. Findest du die Idee des Spielens ist ein passendes Synonym für deine Arbeitsweise oder was meint Spielen für dich?

FW: Das ist so ein Dunstkreis, der diesen Begriff umgibt.
Es gibt keine eindeutige Definition von Spiel, aber der Begriff gibt mir trotzdem eine gute Atmosphäre. Ich kann da gut mit um. Im Baukasten von Material und Werkzeugen ist der Begriff Spiel auf jeden Fall einer der nützlichsten.
Etwas als Spiel zu betrachten, heißt den Rahmen zu bestimmen, dass man sich verhalten kann, wie man will, also Konventionen überkommen kann.
Man kann sich Regeln ausdenken und denen folgen oder auch nicht und es existiert eigentlich nur zum Selbstzweck.

RAT: Was für einen Stellenwert hat Humor für deine Arbeit?

FW: Humor ist Schmiermittel und Prüfung zugleich.
Was machst du, wenn eine Pizza geliefert wird und der Karton ist falsch rum? Kannst du die dann trotzdem essen oder denkst du: oh nein, die Pizza ist kaputt?

RAT: Bei deinen Objekten erfüllt sich für mich auch eine Art Witz durch ein Erkennen von einem bekannten alltäglichen Ding wie dem Eisenbahnwaggon oder dem orangefarbenen Pylon aus dem Straßenverkehr, die ins Absurde entgleiten, weil sie ihre Funktion zu verlieren scheinen und trotzdem einen Verweis auf ihre Funktion behalten. Was haben die mit deinen „flachen“ Arbeiten zu tun?

FW: Also in erster Linie entstehen sie auf dieselbe Art und Weise als Bild. Manche Bilder fordern einfach, dass sie im Raum sein können. Eigentlich sind die genauso ein Bild wie eine Flachware.
Die Waggons fallen/fahren ein bisschen raus. Etwas im haptischen Raum erleben zu können, auch als Tätigkeit, wird eine andere Qualität beigemessen als dem Erleben im metaphysischen Raum.
Ich würde behaupten, dass diese Bilder an der Wand dieselbe Funktion haben wie so ein Eisenbahnwaggon – aber das ist halt nicht so intuitiv.

RAT: Vielleicht sind auch die Objekte wieder eine Art von Brücke.

FW: Ja und vor allen Dingen, wenn wir bei diesen Punkten und dem Raum dazwischen bleiben, ist es so – auf einem Punkt kann man sich eigentlich nicht wirklich befinden. Wenn du auf dem Punkt bist, dann siehst du den Punkt eigentlich nicht, sondern siehst die anderen. Der Raum dazwischen ist ein Ort, an dem man ist, an dem man aber auch nur im Übergang ist und man wird selbst zum Inhalt. Die Waggons ermöglichen einem das tatsächlich mit seinem Körper zu erleben.
Außerdem schmeckt mir die Distanz zu klassischen Arbeiten gar nicht. Man muss jetzt nicht alles angrabbeln, aber wenn Sachen robust sind... Es ist offensichtlich, dass man Teil der Arbeit ist. Also wenn du in einem Raum voller Objekte bist, dann bist du Teil des Bildes. Verhalte dich einfach entsprechend.

RAT: Deine Titel zeugen von einem humorvollen Umgang mit der eigenen Arbeit, welche Bedeutung hat diese tatsächliche Sprache für dich in Bezug auf das Bild, das Objekt? Wie und wann entscheidest du wie deine Arbeit heißt?

FW: Ich finde Arbeiten mit ohne Titel zu benennen, völlig realitätsfern, kann ich nicht.
Manchmal entstehen die Arbeiten einfach und haben keine Worte, die damit zusammenhängen, darum kriegen sie sowas wie ein Datum.
Im Großen und Ganzen kann man dann vielleicht darüber herausfinden, was es mit dem Ding auf sich hat, weil es in diesem Zeitraum entstanden ist. Was ist zu der Zeit in der Welt passiert?
Ein Titel ist auch immer eine Form von Namensgebung und vor allen Dingen auch sprachlicher Ankerpunkt. Der Hauptnutzen eines Titels ist, über eine Arbeit reden zu können, während sie nicht da ist, ohne sie beschreiben zu müssen.

Genau darum mache ich häufig den Titel der Arbeit so – wie die Arbeit aussieht. Dem verwehre ich mich auch gar nicht, weil das sowieso passiert. Also wenn ich die Arbeit ohne Titel nennen würde, kommt halt irgendein Heiopei daher und sagt – Hier das mit den Sprenkeln da. Passiert dann trotzdem, find ich auch gut.
Ich finde das realitätsnah. Das sind für mich echte Titel.

RAT: Das ist deine erste Einzelausstellung. Wie war es für dich einen Raum nur mit deinen Arbeiten zu gestalten? Wie gehst du dabei vor oder was war dir wichtig?

FW: Ich finde es gar nicht so verschieden zu Gruppenausstellungen oder Ausstellungen mit mehr Positionen. Der Unterschied ist natürlich, dass man entweder mit Leuten redet oder nur mit sich.
Aber letzten Endes geht es darum ein Bild zu machen. Denn wie ich schon angedeutet habe, sobald man Arbeiten in einen Raum tut und Menschen dazu stellt und das Ausstellung nennt, ist das eine Form von Bild. Es hat alle Qualitäten, die ein Bild auch hat.
Das Besondere und was mir dabei wichtig ist, ist das Material. Mir dessen bewusst zu sein und eine echte Auseinandersetzung mit den Aspekten zu haben, die da vorhanden sind. Wände, Räume, Licht, Menschen...
Eigentlich geht es darum, ein Interessantes Spannungsfeld aufzubauen, zwischen den Arbeiten, mit den Gewichten der Arbeit umzugehen und interessante Kontraste aufzubauen.
Eine Wand in der Ausstellung ist ein Bild und die Arbeiten, die man darauf hängt, sind die Farbflecken, die man verteilt.

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